Messsystemanalyse Verfahren 6

Die Messsystemanalyse (MSA) Verfahren 6 ist ein fortgeschrittener statistischer Ansatz zur Evaluierung von Messsystemen in industriellen und Forschungsumgebungen. Im Gegensatz zu einfacheren MSA-Methoden bezieht MSA 6 eine breitere Palette von Faktoren ein, um eine umfassende Bewertung der Messsystemleistung zu ermöglichen. Dieser Artikel basiert auf allgemeinen Prinzipien der MSA und spezifischen Informationen aus dem Bosch Heft 10, „Fähigkeit von Mess- und Prüfprozessen“.

Die Messsystemanalyse Verfahren 6 ergänzt die restlichen Messsystemanalysen Verfahren 1 – 5. Viele Verfahren finden Sie in folgendem Paket

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Ziel der MSA 6

Das Hauptziel der MSA 6 ist es, ein detailliertes und ganzheitliches Bild der Leistungsfähigkeit eines Messsystems zu liefern. Dies umfasst die Bestimmung von statistischen Variabilitäten und die Bewertung, wie gut das Messsystem über seinen gesamten Messbereich funktioniert. Dabei wird untersucht, ob das Messsystem konsistente, zuverlässige und genaue Messwerte über seinen gesamten Arbeitsbereich liefert.

Berechnungen und Formeln

Messmittelstreuung / Wiederholpräzision (EV)

Die Messmittelstreuung, auch Wiederholpräzision genannt, misst die Variation der Messungen, die von der gleichen Person unter den gleichen Bedingungen durchgeführt werden. Sie wird berechnet als EV=K1⋅R, wobei R die Spannweite aller Messergebnisse und K1 ein Konstantenfaktor ist.

Prüferstreuung / Vergleichpräzision (AV)

Die AV wird aus der Spannweite der Prüfermittelwerte berechnet. Der Faktor K2 wird je nach Anzahl der Prüfer und Messungen angepasst. Dies berücksichtigt die Variation zwischen verschiedenen Personen.

Teilestreuung (PV)

Die PV wird aus der Spannweite der Teilemittelwerte berechnet. Der Faktor K3 variiert je nach Anzahl der Teile. Diese Berechnung hilft, die Variation der Teile selbst zu beurteilen.

Gesamtstreuung (TV)

Die Gesamtstreuung ergibt sich als TV=GRR2+PV2, wobei GRR die Wiederhol- und Vergleichpräzision ist. Diese Gesamtstreuung gibt einen umfassenden Überblick über die Leistung des Messsystems.

Vertrauensbereich und Linearitätsanalyse

Vertrauensbereich

Die Verlässlichkeit statistischer Aussagen wird durch den Vertrauensbereich bei einem bestimmten Vertrauensniveau bestimmt. Dieser Bereich wird durch die Anzahl der Freiheitsgrade beeinflusst, die sich aus der Anzahl der Teile, Prüfer und Messungen je Teil und Prüfer ergibt.

Linearitätsanalyse

Für die Linearitätsanalyse werden Referenzteile ausgewählt, die den Arbeitsbereich der Messeinrichtung abdecken. Diese Teile werden mehrfach gemessen, und die Abweichungen (Residuen) der Messwerte von den Referenzwerten werden ermittelt. Die Ausgleichsgerade sowie die Vertrauensgrenzen werden grafisch dargestellt, und statistische Tests (t-Tests und F-Tests) werden auf die Signifikanz der Steigung und des Achsenabschnitts der Ausgleichsgeraden durchgeführt.

Interpretation der Ergebnisse

Die Interpretation der Ergebnisse aus der MSA 6 erfordert eine umfassende Betrachtung aller Aspekte des Messsystems. Eine gute Leistung in Bezug auf Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit muss ergänzt werden durch konsistente Genauigkeit über den gesamten Messbereich und minimale Linearitätsabweichungen. Die Messunsicherheit sollte innerhalb akzeptabler Grenzen liegen, um die Zuverlässigkeit der Messergebnisse zu gewährleisten.

Handlungsempfehlungen bei Nichterreichen der notwendigen Kennzahlen

Falls das Messsystem die erforderlichen Leistungskriterien nicht erfüllt, sind folgende Schritte zu empfehlen:

  1. Überprüfung und Kalibrierung: Stelle sicher, dass das Messgerät korrekt kalibriert ist und alle Komponenten ordnungsgemäß funktionieren.
  2. Analyse der Messprozesse: Untersuche den gesamten Messprozess auf potenzielle Fehlerquellen und optimiere ihn, um systematische Fehler zu reduzieren.
  3. Mitarbeiterschulung: Stelle sicher, dass alle beteiligten Personen angemessen geschult sind, um das Messsystem korrekt zu bedienen.
  4. Anpassung des Messbereichs: Falls nötig, passe den Messbereich des Systems an, um eine höhere Genauigkeit und Konsistenz zu erreichen.
  5. Implementierung regelmäßiger Überprüfungen: Führe regelmäßige Überprüfungen und Wartungen des Messsystems durch, um eine dauerhaft hohe Qualität sicherzustellen.

Die Informationen aus dem Bosch Heft 10 ergänzen unser Verständnis der Messsystemanalyse Verfahren 6 erheblich. Sie bieten detaillierte Einblicke in die Berechnungsmethodik und die statistischen Tests, die für eine umfassende Beurteilung der Messsystemleistung notwendig sind. Diese Methoden helfen, die Qualität und Genauigkeit von Messsystemen in verschiedenen industriellen Anwendungen sicherzustellen.

Quelle: Bosch Heft Nr. 10