ISO 9001 – Norm für Qualitätsmanagementsysteme

Die ISO 9001 ist eine Norm für Qualitätsmanagementsysteme und legt die Anforderungen an solche fest. Diesen hat eine Organisation zu genügen, um Produkte und Dienstleistungen bereitstellen zu können, welche die Kundenerwartungen sowie für das Produkt bzw. die Dienstleistung relevante rechtliche und behördliche Anforderungen erfüllen. Zugleich soll das Managementsystem einem stetigen Verbesserungsprozess unterliegen. Die in der Norm enthaltenen Anforderungen sind unabhängig von Art, Größe und Produkt auf alle Organisationen anwendbar. Werden die Anforderungen der Norm erfüllt, kann sich die Organisation dies mit einem Zertifikat bestätigen lassen.

Aufbauend auf der ISO 9001 existiert für die Serienfertigung der Automobilindustrie die IATF 16949. Verglichen mit der ISO 9001 stellt sie weitergehende Anforderungen an das Qualitätsmanagementsystem.

Die Struktur der aktuellen Revision orientiert sich an der in den ISO-Direktiven festgelegten Grundstruktur für Managementsystemnormen (High Level Structure) und hat im Inhaltsverzeichnis die entsprechenden 10 Kapitel der ISO 9001.

Grundprinzipien der ISO 9001

Die ISO 9001 basiert auf vier Grundprinzipien, die das Handeln einer Organisation leiten.

Orientierung am Kontext der Organisation

Die Organisation muss gemäß der Norm externe und interne Themen überwachen und überprüfen, welche für ihren Zweck und ihre strategische Ausrichtung von Bedeutung sind. Bedeutend ist ein Kontext bzw. eine Anforderung interessierter Parteien, wenn sich dadurch Auswirkungen auf das QM-System ergeben. Finden relevante Änderungen statt, so müssen deren Folgen in das System und dessen Prozesse integriert werden.

Prozessorientierung

Im Qualitätsmanagement nach ISO 9001 stehen die qualitätsrelevanten Prozesse der Organisation im Mittelpunkt. Die Norm fordert daher, dass Wechselwirkungen dieser Prozesse dargestellt werden. Für alle Funktionen muss folgendes gewährleistet sein:

  • Klare Formulierung der zu erfüllenden Aufgaben
  • Definition von Verantwortung, Zuständigkeit und Schnittstellen
  • Bereitstellung zur Erfüllung erforderlicher Mittel
  • Überwachung der Durchführung von Prozessen sowie Bewertung des Erfolges
  • Systematische Identifikation von Risiken und Chancen

Fortlaufende Verbesserung

Aus dem Grundprinzip der Kundenorientierung und der damit verbundenen Erhöhung der Kundenzufriedenheit ergibt sich eine fortlaufende Verbesserung. Das schrittweise Vorgehen folgt dem PDCA-Zyklus. Mit diesem soll eine dauerhafte Analyse und Verbesserung aller betrieblicher Vorgänge stattfinden. Die Prozessverbesserung ist in diesen Kapiteln der ISO 9001 beschrieben.

Risikomanagement

Die Bedeutung von Risiken und Chancen wird in Verbindung mit dem Kontext der Organisation, den Zielen sowie den Prozessen gesehen. Bei der Einführung, Aufrechterhaltung und kontinuierlichen Verbesserung des QM-Systems und dessen Prozesse müssen Risiken und Chancen stets berücksichtigt werden. So sollen nicht gewollte Ereignisse und Auswirkungen verhindert sowie Chancen genutzt werden.

Grundsätze des Qualitätsmanagements

Die ISO 9001 basiert auf den Grundsätzen des Qualitätsmanagements. Diese werden in der Norm ISO 9000 beschrieben.

  • Kundenorientierung
  • Führung
  • Einbeziehung von Personen
  • Prozessorientierter Ansatz
  • Verbesserung
  • faktengestützte Entscheidungsfindung
  • Beziehungsmanagement

PDCA-Zyklus in der ISO 9001

Ein wesentliches Ziel der ISO 9001 ist die permanente Verbesserung des Systems. Das System erreicht dies durch die Anwendung des PDCA Zyklus. Die High Level Structure orientiert sich am PDCA-Zyklus. Es können dem Zyklus folgende Normkapitel zugeordnet werden:

PhaseKapitelnummer und -titelErgänzung (in der ISO 9001)
1: Anwendungsbereich
2: Normative Verweise
3: Begriffe
Plan4: Das Umfeld der Organisation
5: Führungsverhalten
6: Planung
zu 4: Interessierte Parteien bzw. Stakeholder und deren Erwartungen
Do
7: Bereitstellung der Mittel, Unterstützung
8: Durchführung
Check9: Bewertung der Leistungzu 8: Produktion bzw. Dienstleistungserbringung
Act10: Verbesserung

ISO 9000 er Familie

Die ISO 9000 er Familie als übergreifender Ansatz zur Konsolidierung der verschiedenen Managementsysteme.

  • Qualitätsmanagement DIN EN ISO 9001
  • Umweltmanagement DIN EN ISO 14001
  • Arbeitssicherheitsmanagement DIN EN ISO 45001
  • Energiemanagement DIN EN ISO 50001
Anforderungskataloge ISO 9001 14001 450001 50001 integriertes Managementsystem
Anforderungskataloge ISO 9001 14001 450001 50001 an eine integriertes Managementsystem

Von der Qualitätskontrolle zum integrierten Managementsystem

Ursprünglich lag der Schwerpunkt in der Qualitätssicherung. Die Sicherstellung der Produktqualität nahm den wesentlichen Raum ein. Mittlerweile hat sich das Qualitätssystem zu einem kompletten integrierten Managementsystem gewandelt.

Von der Qualitätskontrolle zum integrierten Managementsystem
Von der Qualitätskontrolle zum integrierten Managementsystem

Revision ISO 9001:2015

Im Jahr 2012 haben die ISO-Mitgliedskörperschaften die Notwendigkeit einer Normrevision überprüft. Dabei hat sich eine Mehrheit der Befragten für eine Revision der Norm ausgesprochen. Die Neufassung der Norm wurde im September 2015 verabschiedet. Die deutsche Übersetzung DIN EN ISO 9001:2015 ist im November desselben Jahres erschienen.

Die Normfassung 2015 stellt eine fachliche Überarbeitung dar. Dabei wurde unter anderem die Reihenfolge der Abschnitte verändert, die überarbeiteten „Grundsätze des Qualitätsmanagements“ wurden zugrunde gelegt und es wurden neue Begriffe aufgenommen.

Bedeutende Änderungen

Änderungen der Version von 2015 gegenüber derjenigen von 2008:

  • High Level Structure: Die Struktur der aktuellen Revision orientiert sich an der High Level Structure und hat deshalb jetzt 10 statt bisher 8 Kapitel.
  • Kontext der Organisation: Relevante interessierte Parteien für die Organisation sowie deren Anforderungen müssen festgelegt werden
  • Oberste Leitung: Die oberste Leitung trägt die Verantwortung für die Wirksamkeit des Qualitätsmanagementsystems
  • Prozessorientierter Ansatz: Der prozessorientierte Ansatz wurde gestärkt und es wurden neue Anforderungen formuliert
  • Qualitätsmanagementbeauftragter: Einen „Beauftragten der obersten Leitung“ muss es im formalen Sinne nicht mehr geben
  • Risikobasierter Ansatz: In der Revision ISO 9001:2015 erhält der risikobasierte Ansatz eine größere Bedeutung
  • Wissensmanagement: Die Organisation muss ein systematisches Wissensmanagement aufbauen
  • Dokumentierte Informationen: Ein formales QM-Handbuch ist nicht mehr notwendig, wenn die Organisation in anderer Weise eine angemessene Dokumentation zur Verfügung stellt

Inhaltsverzeichnis ISO 9001

  1. Anwendungsbereich
  2. Normative Verweise
  3. Begriffe
  4. Kontext der Organisation
    1. Verstehen der Organisation und ihres Kontextes
    2. Verstehen der Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien
    3. Festlegen des Anwendungsbereichs des Qualitätsmanagementsystems
    4. Qualitätsmanagementsystem und dessen Prozesse
  5. Führung
    1. Führung und Verpflichtung
      1. Allgemeines
      2. Kundenorientierung
    2. Qualitätspolitik
    3. Rollen, Verantwortlichkeiten und Befugnisse in der Organisation
  6. Planung für das Qualitätsmanagementsystem
    1. Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen
    2. Qualitätsziele und Planung zu deren Erreichung
    3. Planung von Änderungen
  7. Unterstützung (Support)
    1. Ressourcen
      1. Allgemeines
      2. Personen
      3. Infrastruktur
      4. Umgebung zur Durchführung von Prozessen
      5. Ressourcen zur Überwachung und Messung
      6. Wissen der Organisation
    2. Kompetenz
    3. Bewusstsein
    4. Kommunikation
    5. Dokumentierte Information
      1. Allgemeines
      2. Erstellung und Aktualisierung
      3. Lenkung dokumentierter Information
  8. Betrieb
    1. Betriebliche Planung und Steuerung
    2. Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen
      1. Kommunikation mit den Kunden
      2. Bestimmen von Anforderungen in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen
      3. Überprüfung von Anforderungen in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen
      4. Änderungen von Anforderungen in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen
    3. Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen
      1. Allgemeines
      2. Entwicklungsplanung
      3. Entwicklungseingaben
      4. Steuerungsmaßnahmen für die Entwicklung
      5. Entwicklungsergebnisse
      6. Entwicklungsänderungen
    4. Steuerung von externen bereitgestellten Prozessen, Produkten und Dienstleistungen
      1. Allgemeines
      2. Art und Umfang der Steuerung
      3. Informationen für externe Anbieter
    5. Produktion und Dienstleistungserbringung
      1. Steuerung der Produktion und der Dienstleistungserbringung
      2. Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit
      3. Eigentum der Kunden oder der externen Anbieter
      4. Erhaltung
      5. Tätigkeiten nach der Lieferung
      6. Überwachung von Änderungen
    6. Freigabe von Produkten und Dienstleistungen
    7. Steuerung nichtkonformer Prozessergebnisse, Produkte und Dienstleistungen
  9. Bewertung der Leistung
    1. Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung
      1. Allgemeines
      2. Kundenzufriedenheit
      3. Analyse und Beurteilung
    2. Internes Audit
    3. Managementbewertung
      1. Allgemeines
      2. Eingaben für die Managementbewertung
      3. Ergebnisse der Managementbewertung
  10. Verbesserung
    1. Allgemeines
    2. Nichtkonformität und Korrekturmaßnahmen
    3. Fortlaufende Verbesserung

Was sind Stakeholder oder interessierte Parteien?

Als Stakeholder [ˈsteɪkhoʊldə] (deutsch „Teilhaber“ oder Anspruchsberechtigter) wird eine Person oder Gruppe bezeichnet, die ein berechtigtes Interesse am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes hat. In der Betriebswirtschaftslehre wird Stakeholder als Anspruchsgruppe übersetzt.

Prozessverbesserung in den Kapiteln der ISO 9001

In der Norm ISO 9001 finden Sie weitere Ansätze

Abschnitt 0.3 Prozessorientierter Ansatz

Abschnitt 4.4 Qualitätsmanagementsystem und seine Prozesse

Abschnitt 8.1 Betriebliche Planung und Steuerung

Abschnitt 8.4 Steuerung von extern bereitgestellten Prozessen, Produkten und Dienstleistungen

Abschnitt 8.4.1 Allgemeines

Abschnitt 9.1 Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung

Abschnitt 9.1.3 Analyse und Bewertung

Abschnitt 9.3 Managementbewertung

Abschnitt 9.3.3 Ergebnisse der Managementbewertung


Branchenspezifische Normen

Folgende ISO-Normen wurden basierend auf der ISO 9001 für spezifische Branchen angepasst:[6]

  • ISO 13485:2016 – Medizinprodukte – Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen für regulatorische Zwecke
  • ISO/TS 54001:2019 – Qualitätsmanagementsysteme – Besondere Anforderungen für die Anwendung von ISO 9001:2015 in Wahlorganisationen auf allen Verwaltungsebenen
  • ISO 18091:2019 – Qualitätsmanagementsysteme – Leitfaden für die Anwendung der ISO 9001 in der Kommunalverwaltung
  • ISO/TS 22163:2017 – Bahnanwendungen – Qualitätsmanagementsystem – Anforderungen an Geschäftsmanagementsysteme für Organisationen im Bahnsektor
  • ISO/TS 29001:2010 – Erdöl-, petrochemische und Erdgasindustrie – Sektorspezifische Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen an Hersteller- und Serviceorganisationen
  • ISO/IEC/IEEE 90003:2018 – Software Engineering – Richtlinien für die Anwendung von ISO 9001:2015 auf Computer-Software
  • IATF 16949:2016 – Anforderungen an Qualitätsmanagementsysteme für die Serien- und Ersatzteilproduktion in der Automobilindustrie

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