Was ist Prozessqualität – Definition – Messung – Verbesserung?

Prozessqualität Definition

Prozessqualität ist die Qualität des Herstellungsprozesses für ein Produkt, also der Prozess an sich, das „Wie“ eines Prozesses (im Gegensatz zur Produktqualität). Prozessqualität bezieht sich auch auf Entwicklungs-, Produktionsplanungs-, Management-, Verwaltungs- und Beschaffungsprozesse. Prozesse sollen „beherrscht“ werden, d.h. in gleich bleibend guter Qualität und ohne Störungen ablaufen und die Ergebnisse den jeweils gestellten (Kunden-) Anforderungen entsprechen. Als Kennzahl dient die Erstausbeute (abgekürzt FPY von engl. first pass yield), also der Anteil der Produkte, die bereits beim ersten Prozessdurchlauf fehlerfrei sind und keine Nacharbeit erfordern – und damit keine Fehlerkosten verursachen.

Prozessqualität ist somit ein zentrales Konzept im modernen Qualitätsmanagement, das weit über die reine Produktqualität hinausgeht. Es beschreibt, wie gut ein Prozess in der Lage ist, zuverlässig die gewünschten Ergebnisse zu liefern. Dabei geht es nicht nur um das Endergebnis, sondern um alle Aspekte des Prozesses selbst.

Die Bedeutung von Prozessqualität

In der heutigen komplexen Geschäftswelt reicht es nicht mehr aus, nur das Endprodukt zu prüfen. Vielmehr müssen wir verstehen, wie unsere Prozesse funktionieren und wie wir sie optimieren können. Eine hohe Prozessqualität führt in der Regel zu besseren Produkten oder Dienstleistungen, höherer Effizienz und letztendlich zu zufriedeneren Kunden.

Welche Werkzeuge werden verwendet, um die Prozessqualität zu erhöhen?

Es gibt verschiedene Instrumente und Techniken, die zur Bewertung und Verbesserung der Prozessqualität eingesetzt werden können. Zu den am häufigsten verwendeten Instrumenten gehören die Prozesslandkarte, die Prozessflussanalyse, Prozesskennzahlen und Prozessregelkarten.

Diese Instrumente können Unternehmen dabei helfen, verbesserungswürdige Bereiche zu identifizieren und Änderungen vorzunehmen, um die Effektivität und Effizienz ihrer Prozesse zu verbessern. Weitere Instrumente zur Bewertung und Verbesserung der Prozessqualität sind die Ursachenanalyse, das Benchmarking und das Prozess Reengineering.

Wie kann ich die Prozessqualität messen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Prozessqualität zu messen, je nach den spezifischen Bedürfnissen und Zielen einer Organisation. Einige gängige Methoden zur Messung der Prozessqualität sind:

  1. Festlegung und Verfolgung von Leistungsindikatoren (Key Performance Indicators, KPIs), die sich auf den Prozess und die gewünschten Ergebnisse beziehen. Dazu können Messgrößen wie Zykluszeit, Prozesseffizienz, Fehlerquote und Kundenzufriedenheit gehören.
  2. Durchführung regelmäßiger Audits oder Bewertungen des Prozesses, um die Einhaltung der festgelegten Standards zu bewerten und Bereiche mit Verbesserungspotenzial zu identifizieren.
  3. Verwendung von Prozessregelkarten zur Überwachung und Verfolgung wichtiger Prozessvariablen im Laufe der Zeit, wie z. B. Zykluszeit oder Fehlerquote, um Trends oder Muster zu erkennen, die auf Verbesserungsbedarf hindeuten könnten.
  4. Implementierung einer Feedbackschleife, um Rückmeldungen von Kunden und anderen Beteiligten zu sammeln und in die Prozessgestaltung und -implementierung einzubeziehen.
  5. Einsatz von Six Sigma oder anderen Prozessverbesserungsmethoden zur systematischen Identifizierung und Beseitigung von Abweichungs- und Verschwendungsquellen im Prozess mit dem Ziel, die Qualität und Effizienz des Prozesses zu verbessern.

Liste der Methoden zur Erhöhung der Prozessqualität

  • QFD
  • FMEA
  • 8D
  • Prozessmanagement
  • KVP
  • Six Sigma

Weitere Referenzen und Hinweise zur Prozessqualität

  • Die ISO 9000-Normenfamilie bietet Anleitungen für Qualitätsmanagementsysteme und enthält spezifische Anforderungen für die Einrichtung und Aufrechterhaltung von Prozessen, die konsistente und hochwertige Produkte und Dienstleistungen liefern.
  • Die Six-Sigma-Methode ist ein datengesteuerter Ansatz zur Prozessverbesserung, der sich auf die Reduzierung von Abweichungen und Fehlern in Prozessen konzentriert, um deren Qualität und Effizienz zu verbessern.
  • Die Lean-Methode ist ein weiterer Ansatz zur Prozessverbesserung, der sich auf die Beseitigung von Verschwendung und die Verbesserung der Abläufe in Prozessen konzentriert, um diese effizienter und effektiver zu gestalten.

Kernelemente der Prozessqualität

Basierend auf dem vorgestellten Qualitätsmodell können wir die Prozessqualität in sechs Hauptbereiche unterteilen:

  1. Vereinbarungen: Dies bildet die Grundlage für alle weiteren Aspekte. Es geht darum, klare Absprachen und Zusagen zu treffen und den Prozess in sein Umfeld einzubetten.
  2. Effektivität: Hier wird bewertet, ob der Prozess seine Ziele erreicht. Dies umfasst die Ergebnisqualität, Kundenzufriedenheit und den Geschäftsnutzen.
  3. Effizienz: Dieser Aspekt betrachtet, wie gut Ressourcen genutzt werden. Es geht um Produktivität, Wiederverwendung und Qualitätskosten.
  4. Konformität: Hierbei wird überprüft, ob der Prozess relevante Standards und Vorgaben einhält.
  5. Prozessfähigkeit: Dies beschreibt, wie zuverlässig der Prozess die gewünschten Ergebnisse liefert.
  6. Prozessmodellierung: Hier geht es um die angemessene Darstellung und Dokumentation des Prozesses.

Vertiefung der Kernelemente

1. Vereinbarungen

Klare Vereinbarungen sind der Schlüssel zu einem qualitativ hochwertigen Prozess. Sie legen fest, was von dem Prozess erwartet wird und wie er mit anderen Prozessen interagiert. Dies schafft Transparenz und verhindert Missverständnisse. Besonders wichtig ist hier die Definition der Schnittstellen zu anderen Prozessen, da viele Qualitätsprobleme an diesen Übergängen entstehen.

2. Effektivität

Die Effektivität eines Prozesses ist vielleicht der wichtigste Aspekt der Prozessqualität. Ein Prozess kann noch so effizient sein – wenn er nicht die gewünschten Ergebnisse liefert, ist er wertlos. Die Ergebnisqualität sollte dabei nicht nur aus interner Sicht, sondern vor allem aus Kundensicht betrachtet werden. Der Geschäftsnutzen stellt sicher, dass der Prozess auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist.

3. Effizienz

Ein qualitativ hochwertiger Prozess muss nicht nur effektiv, sondern auch effizient sein. Die Produktivität misst, wie viel Output pro eingesetzter Ressource erzielt wird. Die Wiederverwendung von Prozessergebnissen kann gerade bei Entwicklungsprozessen die Effizienz stark erhöhen. Die Betrachtung der Qualitätskosten hilft, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Prävention, Prüfung und Fehlerkosten zu finden.

4. Konformität

Die Einhaltung von Standards und Vorgaben ist aus mehreren Gründen wichtig: Sie gewährleistet Konsistenz, erleichtert die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen oder Abteilungen und kann in regulierten Bereichen sogar gesetzlich vorgeschrieben sein. Dabei geht es nicht nur um externe Standards wie ISO-Normen, sondern auch um interne Vorgaben und Best Practices.

5. Prozessfähigkeit

Die Prozessfähigkeit ist ein Maß dafür, wie zuverlässig ein Prozess die gewünschten Ergebnisse liefert. Sie umfasst den Fähigkeitsgrad (wie er z.B. in CMMI oder SPICE definiert ist), die Prozessstabilität und die statistische Prozessfähigkeit. Ein fähiger Prozess liefert nicht nur gute Ergebnisse, sondern tut dies auch konsistent und vorhersagbar.

6. Prozessmodellierung

Eine gute Modellierung macht den Prozess verständlich, nachvollziehbar und analysierbar. Sie sollte die Grundsätze ordnungsmäßiger Modellierung (GoM) befolgen: Richtigkeit, Relevanz, Wirtschaftlichkeit, Klarheit, Vergleichbarkeit und systematischer Aufbau. Eine quantitative Modellierung kann zusätzlich helfen, den Prozess zu optimieren und zu steuern.

Praktische Anwendung des Prozessqualitätsmodells

Um dieses Modell in der Praxis anzuwenden, sollten Qualitätstechniker folgende Schritte befolgen:

  1. Prozessanalyse: Identifizieren Sie zunächst die zu betrachtenden Prozesse und ihre Grenzen.
  2. Kennzahlendefinition: Definieren Sie für jedes Qualitätsmerkmal und -teilmerkmal geeignete Kennzahlen. Diese sollten messbar und für den spezifischen Prozess relevant sein.
  3. Datenerhebung: Sammeln Sie systematisch Daten zu den definierten Kennzahlen. Dies kann durch Messungen, Befragungen oder Audits geschehen.
  4. Analyse: Werten Sie die erhobenen Daten aus und identifizieren Sie Stärken und Schwächen des Prozesses.
  5. Verbesserungsmaßnahmen: Leiten Sie basierend auf der Analyse konkrete Verbesserungsmaßnahmen ab.
  6. Kontinuierliche Überwachung: Implementieren Sie ein System zur laufenden Überwachung der Prozessqualität.

Herausforderungen und Grenzen

Bei der Anwendung des Prozessqualitätsmodells sind einige Herausforderungen zu beachten:

  • Die Gewichtung der verschiedenen Qualitätsmerkmale kann je nach Unternehmen und Prozess unterschiedlich sein.
  • Manche Aspekte der Prozessqualität, wie der Geschäftsnutzen, sind schwer zu quantifizieren.
  • Es besteht die Gefahr, sich zu sehr auf die Messung zu konzentrieren und dabei den eigentlichen Zweck des Prozesses aus den Augen zu verlieren.
  • Die Erhebung aller relevanten Daten kann aufwändig sein und muss gegen den Nutzen abgewogen werden.

Fazit

Prozessqualität ist ein vielschichtiges Konzept, das weit über die reine Fehlerfreiheit hinausgeht. Ein ganzheitlicher Ansatz, wie er in dem vorgestellten Modell beschrieben wird, hilft Unternehmen, ihre Prozesse wirklich zu verstehen und kontinuierlich zu verbessern. Für Qualitätstechniker bietet dieses Modell einen strukturierten Rahmen, um Prozesse zu analysieren, zu bewerten und zu optimieren.

Letztendlich geht es bei der Prozessqualität darum, robuste, effiziente und effektive Prozesse zu schaffen, die zuverlässig Wert für das Unternehmen und seine Kunden generieren. In einer Zeit, in der Agilität und kontinuierliche Verbesserung immer wichtiger werden, ist ein tiefes Verständnis der Prozessqualität ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Bücher und Literatur zur Prozessqualität

  • Das Buch „The Goal: A Process of Ongoing Improvement“ (Das Ziel: Ein Prozess der ständigen Verbesserung) von Eliyahu M. Goldratt beschreibt in fiktiver Form, wie die Grundsätze der Theory of Constraints (Theorie der Beschränkungen) zur Verbesserung der Qualität und Effizienz von Prozessen in der Fertigung angewendet werden können.
  • Das Buch „Process Quality: A Handbook for Managers“ von D.H. Stamatis bietet einen umfassenden Überblick über die Prozessqualität und wie sie bewertet und verbessert werden kann.
  • „Quality Management for Organizational Excellence“ von David L. Goetsch und Stanley B. Davis bietet einen umfassenden Überblick über die Grundsätze des Qualitätsmanagements und deren Anwendung zur Verbesserung der Unternehmensleistung.
  • „The Handbook of Process-Based Management“ von D.H. Stamatis bietet einen umfassenden Leitfaden zu den Grundsätzen und Praktiken des prozessbasierten Managements, einschließlich der Gestaltung und Verbesserung von Prozessen für maximale Effektivität und Effizienz.
  • „The Toyota Way to Continuous Improvement“ (Der Toyota-Weg zur kontinuierlichen Verbesserung) von Jeffrey Liker bietet einen detaillierten Einblick in das Toyota-Produktionssystem und zeigt, wie dessen Grundsätze und Praktiken zur Verbesserung der Qualität und Effizienz von Prozessen in jedem Unternehmen angewendet werden können.
  • „The Six Sigma Handbook“ von Thomas Pyzdek und Paul Keller ist ein umfassender Leitfaden zu den Grundsätzen und Praktiken von Six Sigma, einschließlich der Anwendung seiner Werkzeuge und Techniken zur Verbesserung der Prozessqualität und -leistung.
  • „The Lean Six Sigma Pocket Toolbook“ von Michael L. George und David Rowlands ist ein prägnanter und praktischer Leitfaden zu den Werkzeugen und Techniken von Lean Six Sigma. Ein Schwerpunkt liegt darauf, wie diese zur Verbesserung der Prozessqualität und -effizienz eingesetzt werden können.

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